18.12.2006

Drei Haselnüsse für Aschenbrödel

Es ist bald wieder soweit! Aschenbrödelzeit!

Für alle die den Film nicht kennen, am 24, 25 und 26 Dezember läuft der schönste aller Märchenfilme wieder im Fernsehen. Die Bildungslücke kann also geschossen werden.

Wir Schüpkemädels werden also vermutlich an mindestens zwei Tagen seufzend vor dem Fernseher sitzen, evtl. sogar entsprechend gewandet....

Wieso das? Hier die Geschichte vom letzten Weihnachten:

Es begann mit der Ausschreibung einer Design-Challenge für Hobbyschneiderinnen. Thema "Ein Stoff, meine Idee". Bei dem Stoff handelte es sich um einen weißen Baumwollsatin. Daraus sollte ein Kleidungsstück geschneidert werden das auf irgendeine Art und Weise einen Berlinbezug haben sollte. Stoff und Idee hatte ich schon bis....lest selbst.

An Weihnachten gibt es so ein paar Filme, die MUSS ich einfach gucken. Kennt ihr tschechische Märchenfilme? „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ ist Pflichtprogramm. Dieses Jahr habe ich mit meinen beiden Mädels (fünf und drei Jahre alt) besagten Film angeschaut. Und beide waren ganz hin und weg vom Ballkleid Aschenbrödels. Mama, kannst Du mir das nähen!!! Klar kann ich! Also im I-net ein bischen nach Fotos gesucht und die Aschenbrödelseite gefunden. Da bin ich dann erst mal hängengeblieben und beim lesen das Wort BERLIN gestolpert. (Der Film wurde dort teilweise gedreht)

Kleid - weiß(er Stoff) - Berlin!

Na, macht´s bei Euch auch KLICK? Ja, genau Aschenbrödels Hochzeitskleid! Das war schon seit ich den Film zum ersten mal gesehen habe, das Traumkleid. Ich habe dann noch ein bischen weiter recherchiert und bin auf eine Replique dieses Kleides gestossen, die aktuell im Babelsberger Filmmuseum ausgestellt wird. Auch wurde es genau zu dieser Zeit im Forum von Filmkostüme.ch diskutiert. Da das Filmmaterial nur wenig Informationen über die Rückseite des Kleides hergibt, wäre ich am liebsten nach Babelsberg gefahren um genau schauen (und fummeln) zu können. Naja, das war halt nicht drin. Aber meine Schwester hatte im Januar einen Kurztrip nach Berlin geschenkt bekommen... Was soll ich sagen, ich hab halt die beste Schwester der Welt und nun auch gaaaanz viele Fotos dieses Traumkleides.

Nun der Schnitt. Die Userin von Filmkostueme.ch hatte mittlerweile ihr Kleid fertiggestellt um es auf der Aschenbrödelparty zu tragen. Also hab ich Ihr eine Mail geschrieben in dem ich nach dem Schnittmuster fragte. Leider hat sie die Mail erst mal nicht beantwortet (klar, sie war ja auf der Party), so dass ich mich selbst an den Schnitt wagte. Es hat mich sechs große Bögen Schnittmusterrasterpapier gekostet, aber ich hab es geschafft. Nachdem ich das Schnittmuster kunstvoll auf Püppi drapiert hatte, war ich stolz wie Oskar! Nur mein Mann wieder: Was is´n das? Ist das etwa für Dich??!!!! Seit dem muß ich mich regelmäßig von ihm ver..schen lassen.

Genäht war das gute Stück ziemlich schnell. Keine wirkliche Herausforderung, ich musste es komplett abfüttern und das Futter mit der Hand einstaffieren, aber das war´s auch schon. Im Original ist das Kleid aus Silberbrokat genäht. Die Ärmel aus Erbstüll. Brokat heisst ja im ürsprünglichen Sinne bestickt. Also überlegte ich wie ich einen Brokateffekt beim Satin hinbekommen könnte. Ich habe zwar eine Stickmaschine, aber das war mich doch too much. Farbe – und dann noch mal drübersticken wäre okay. Also überlegt: stempeln, schablonieren oder airbrushen? Zufällig Sew and Sushi kennengelernt und mit Fragen gelöchert. Danke ihr beiden für die Auskünfte! Airbrushen fällt weg, weil ich mir meine Düse mit der Metallfarbe nicht schrotten wollte. Stempeln wollte ich mir doch erst vom Profi zeigen lassen. Also blieb Schablonieren übrig. Das ist auch eine Technik, die ich schon immer probieren wollte. Das Material hatte ich auch schon da! Und das passende Buch natürlich auch, frau ist ja Jäger und Sammler. Ich mag ja die 20`er und 30`er Jahre sowie die Arts and Crafts-Bewegung und so kam ich auf das Motiv des Weidenzweiges. Man kann damit eine große Fläche überdecken und auch noch andere Motive einbinden. Wie ihr auf dem Foto sehen könnt, hatte ich mehrere Motive zum auffüllen vorbereitet. Das Täubchen sollte auf den rückwärtigen Schleier aufgebracht werden. (Ähnlich wie beim Ballkleid: der Phönix) Das ganze sollte dann mit aufgecouchtem Häkelgarn veredelt werden (Man nennt das, glaube ich; auch Klosterstickerei). Das habe ich dann aber verworfen und von Hand mit Stiel- und Plattstich weiterveredelt. Fertig bin ich nicht. Zur Challenge 2007 evtl...... So, und nun das Augenfutter:

Da Blogger meine Bilder nicht hochladen möchte hier ein Link zu meinen Fotos bei flickr. Noch ein paar Eckdaten:

10 m Baumwollsatin

4 m Schleiertüll

ca. 200 Wachsperlen d=6mm

6 Fläschchen Textilfarbe silber

Häkelgarn silber Stickgarn silber

ca. 100 Arbeitsstunden und gaaaanz viel Spaß beim recherchieren und austüfteln.

LG Chrissie